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Linz Triathlonam 07.June 2015
Gerit berichtet vom Linz Triathlon, welchen er über die HalbIron Distanz absolviert hat. Sein "augenzwinkernd", spannend geschriebener Bericht läßt uns schmunzeln und zugleich die Strapazen mitfühlen. Super Leistung Gerit und besten Dank für Deine Berichte an dieser Stelle .....
Der Bericht:
11. Linz Triathlon oder mein Kampf ums Überleben.
In Linz beginnts; ja was denn? Natürlich meine Triathlonsaison.
Für den heurigen 11. Linztriathlon waren neben der Sprint- und Halbiron Distanz erstmals eine Olympische Distanz ausgeschrieben. Als ich mich im Winter angemeldet hatte, kam für mich nur der Halbiron schon alleine wegen der weiten Anreise in Frage.
Am 05.Juni kam ich Nachmittags am Pleschingersee dem Lido von Linz mit Campingsachen, Neopren, Rennrad und Sonstigem beim Campingplatz an. Zelt aufgebaut, Sachen verstaut ging es in der Hitze einmal zum Baden. Der See war angenehm kühl und mir war sofort klar, dass konnte nur Neoprenverbot bedeuten. Keine Wolke war am Himmel zu sehen, die Sonne schien gnadenlos heiß; ein kleiner Vorgeschmack was mich am Wettkampftag erwarten würde.
Abends bei der Wettkampfbesprechung mit Pasta-Party traf ich meine Kollegen vom Schwimmverein, Mario und Dominik. Zum Tagesabschluss gingen wir noch ins nahegelegene Gasthaus, wo ich mir zwei Alkoholfrei Biere gönnte.
Nach einer schlaflosen Nacht wurde nun das Fahrrad und sämtliche Utensilien für den Wettkampf vorbereitet. Noch rasch das Zelt abgebaut ging es kurz nach 8 in die Wechselzone, um das Rennrad an seinen Platz zu bringen; Rad- und Laufschuhe, Helm und Startnummernband, Sonnencreme und Gels; alles wurde genau platziert; Schlussendlich wurde die Wechselzone um 9:30 geschlossen. Den Tipp vom Veranstalter, die Reifen vorerst nur mit 5 bar aufzupumpen nahm ich mir zu Herzen.
Um 9:30 erfolgte der Start der Sprintdistanz, welche aufgrund der vielen Teilnehmer in zwei Wellen gestartet wurde. Ich beobachtete kurz das Geschehen und flüchtete danach in den Schatten um auf meinen Start zu warten. Es war inzwischen so heiß geworden, das ein Aufenthalt in der Sonne nur mit zwischenzeitlicher Abkühlung möglich gewesen wäre; ich musste mich schonen, also trank ich in den Stunden bis zum Start etwas mehr als 2 Liter Wasser.
Von 11:00 bis 11:30 durften wir noch einmal in die Wechselzone um nachzupumpen; der Druck in meinen Reifen war durch die Hitze von 5 auf knapp 6 bar gestiegen; ich pumpte auf 8,5 bar auf, dann ging es zum Schwimmstart.
Aufgrund der großen Hitze wünschte ich, ich hätte mich für die Olympische angemeldet. Es war jetzt kurz vor 12:00 Mittag und wir hatten knapp 30°C im Schatten erreicht. Das Einschwimmen im 25° warmen Pleschingersee war eine Wohltat. Natürlich galt Neoprenverbot; schützt dieser bei kalten Wassertemperaturen den Körper, hätte er in diesem Falle das Gegenteil bewirkt; Temperaturen um 40°C im Inneren des Gummianzuges sind da schon möglich.
Für den Halben waren knapp 400 Starter gemeldet; Punkt 12:00 Start zum 11. Linz Triathlon im Halbiron Bewerb. Das Wasser um mich herum kochte, da ich von weiter hinten startete, entkam ich der größten Rangelei und konnte so nach cirka 100 Metern entspannt schwimmen. Ich schwamm immer Ideallinie, bei den Markierungsbojen kam es immer wieder zu Drängeleien, die sich rasch wieder auflösten. Nach der ersten Runde von ca. 1km mussten wir kurz an Land um danach eine weitere Runde zu schwimmen. Das Wasser war herrlich klar und angenehm kühlend; gerne wäre ich noch eine weitere Runde geschwommen; Nach 45:36 für 1900 Meter lief ich danach an die 200 Meter zur Wechselzone. Um 12:45 wurde der Olympische Bewerb gestartet. Sonnencreme auf Nacken und Hände, Helm, Startnummer und Brille aufgesetzt ging es nach ewig langen 4:47 auf die selektive Radstrecke. Die ersten 4 Kilometer wurden eben gefahren bis wir die erste Steigung zu bewältigen hatten; Kilometer um Kilometer ging es nur bergauf, keine Gerade, keine Abfahrt um sich ein wenig ausrasten zu können. Herrliche Landschaft machte die Anstrengung leichter; oben angekommen gab es die erste Verpflegung auf der Strecke und danach eine kleine Abfahrt, jedoch viel zu kurz um die Beine zu entlasten; Es wartete der nächste Anstieg um dann eine richtig steile Auffahrt anzugehen. Kette ganz links, passierte ich so die 20 km Markierung. Endlich oben angekommen ging es leicht bergauf, leicht bergab um zu einer längeren Abfahrt zu gelangen. Hier erreichte ich um die 65 km/h die alsbald abrupt abgebremst werden mussten, da wir eine Spitzkehre passieren mussten. Nach einer weiteren beachtlichen Steigung kamen wir zur zweiten Verpflegungsstelle; ich nahm Wasser, Gel und Banane zu mir und begab mich so zur letzten Abfahrt in der ersten Runde. Eine Serpentine machte den Abfahrtspass zunichte, konnte sie gerade mal mit 40km/h durchfahren; naja mutig war ich beim Bergabfahren noch nie. Dies war sicherlich eine der gefährlichsten Punkte auf der Radstrecke, man hatte die Rettung samt Notarzt an dieser Stelle platziert. Durch ein schattiges Tal mit nebenlaufendem Fluss ging es runter zur Bundesstrasse, wo man schon die Schlote der Voest rauchen sehen konnte. Neben der Donau fuhren wir fast eben zum Einstiegspunkt. Während die Olympischen schon Richtung Wechselzone fuhren, mussten wir Halben noch eine Radrunde absolvieren. Hatte ich für die erste Runde von 45km 1:45 gebraucht fuhr ich die zweite Runde etwas schneller um mit einer Radendzeit von 3:24:24 für 90 km abzuschließen. Weg war der kühlende Fahrtwind, brütend die Hitze in der Wechselzone. Nochmals Sonnencreme drauf und raus gings zum Laufen nach 2:57 Minuten Wechselzeit. Zuerst musste man durch die Triathlon-Expo laufen, wo links und rechts verschiedenste Ausrüster ihre Verkaufszelte aufgestellt hatten. Noch einmal getrunken, hatte leider Cola erwischt, ging es steil auf den Damm, wo wir stromaufwärts laufen mussten. Kein Schatten, keine Wolke, nur die sengend heiße Sonne war mein Begleiter. Lief es anfangs noch gut, klebte bereits bei Kilometer 2 die Zunge am Gaumen, mein Rachen war ausgetrocknet, es tat richtig weh zu schlucken, meine Laufleistung brach radikal ein; war ich zuvor noch mit unter 6:00 unterwegs gewesen lief ich nun um die 7 Minuten am Kilometer. Endlich Kilometer 2,5, die nächste Labestelle. Ich nahm mir viel Zeit zum Trinken, ließ mir kaltes Wasser über den Kopf rinnen um danach weiter nach Linz zu laufen. Hier traf ich Mario, der bereits auf dem Rückweg der ersten Runde war. Über eine Brücke auf die andere Donauseite konnte ich bei Kilometer 5 wieder trinken und mich mit einem Gartenschlauch abspritzen lassen. Es war so heiß, die Zeit war mir inzwischen egal, ich wollte nur durchkommen; Aufgeben tue ich einen Brief, aber sicherlich nicht diesen Triathlon. Nach einer Schleife bei der Kunstakademie ging es nun retour Richtung Tri-Expo. Mein Kilometer-Schnitt lag nun immer zwischen 6:30 und 7:00, mehr ging einfach nicht; bis zur nächsten Labestelle war ich schon wieder komplett ausgetrocknet. Bei den Labe hielt ich mich manchmal bis zu 2 Minuten auf; es war ein Kampf ums Überleben angebrochen. Retour am Pleschingersee musste ich dann eine weitere Runde absolvieren. Es wurde immer schlimmer, aber ich lief durch; Die Anstiege zur Brücke rauf wurden zur Tortour, wie gerne wäre ich von der Brücke in die Donau gesprungen; die sengende Hitze hatte mir solch blöde Fantasien in den Kopf gesetzt. Kurz vor der Kunstakademie traf ich auf Dominik, der bereits auf dem Rückweg war; Einmal noch die Schleife, dann nur noch das Ziel vor Augen. Jeder Kilometer wurde für mich nun zur Herausforderung, ich dachte nur an das Erdinger und die Leberkäsesemmel die mich im Ziel erwarten würden. Endlich das Zielgelände; inzwischen hatte die Siegerehrung schon begonnen und ich musste durch die Menge hindurchlaufen. Der Moderator feuerte mich an, Hunderte Athleten standen Spalier und klatschten mich ein; sicher mehr aus Mitleid als mit Bewunderung; es war jedenfalls ein geiles Gefühl, so bejubelt zu werden. Ich erreichte das Ziel nach gigantisch langen 6:51:11 als 236. Finisher, was eine Halbmarathonzeit von 2:33:25 bedeutete, die schlechteste jemals gelaufene Zeit für den Halben. Aber ich war durchgekommen, hatte nicht aufgegeben, das war mein Gewinn. Nach ca. 9 Liter Wasser und Iso, wollte ich jetzt mein Erdinger haben, leider haben die zuvor angekommenen Athleten die 750 Liter Alkfrei-Bier schon ausgesoffen. Also wieder nur Wasser, dieses fiel mir schon beinahe aus dem Gesicht. Die Leberkäsesemmel war so trocken, dass ich nur mit Mühe einen Bissen runterbekam, den Rest schmiss ich weg. Nachdem ich mich von Mario und Dominik verabschiedet hatte, gönnte ich mir eine Dusche, die höllisch weh tat, da ich einen furchtbaren Sonnenbrand an den Schulterblättern bekommen hatte. Eine abschließende Fritattensuppe mit einem kühlen Apfelsaft gespritzt, war meine Belohnung für diese Tortour.
Von 400 Startern waren an die Hundert erst gar nicht gestartet oder hatten sich zum Sprint oder Olympischen Bewerb umgemeldet, um die 50 Athleten beendeten die Laufstrecke vorzeitig oder beendeten nach dem Radrennen, eine Handvoll Athleten wurde disqualifiziert da diese das Radfahren vorzeitig beendeten.
Was ich von diesem Bewerb mitnehmen kann? Wenn man ein Ziel vor Augen hat, geht es immer weiter; der Schweinehund blieb zahm, Aufhören war nie ein Thema; Übermut tut selten gut – ein Olympischer für den Saisonbeginn hätte es auch getan; Radfahrtraining schon viel früher mit viel Ausdauertraining beginnen; Nicht den ganzen Körper mit dem Schlauch abspritzen lassen – nasse Laufschuhe und Socken werden mich zwei Zehennägel kosten.
LG Gerit