Gaby Bleier – WelschLauf 2022
Marathon und Halbmarathon
Vier Läufer*innen und vier Genussreisende des Laufclubs sind in die Süd-Steiermark zum Welschlauf-Wochenende angereist. Die Läufer*innen wohnen im Gasthaus Zur goldenen Krone am Gamlitzbach im Zielort Ehrenhausen, die anderen komfortabler in Gamlitz im Weinlandhotel.
Der Welsch-Lauf – ein großartig organisiertes Wochenende mit einer Unzahl an kleinen und großen Laufveranstaltungen in der Region zwischen Ehrenhausen und Wies.
Uli, Brigitte und Helmut starten am Samstag bei Regen in Leutschach, um einen Halbmarathon nach Ehrenhausen mit etwa 450 Höhenmeter im Anstieg zu laufen.
Zu diesem Zeitpunkt bin ich bereits 2 Stunden unterwegs. Mein Start war um 10.00 Uhr in Wies bei zunächst nur leichtem Regen. Voll Respekt vor der bevorstehenden Herausforderung laufe ich am Ende des Feldes unmittelbar vor dem Schlussauto (einem Rettungswagen!). Mein Vorsatz: Kräfte gut einteilen und nach 6:30 Stunden ins Ziel kommen. Die erste Stunde vergeht schnell im Gespräch mit einem Mitläufer. Sämtliche Steigungen, die mehr als nur sanft ansteigen, gehe ich, um dann bergab mit großen Schritten etwas Gas zu geben.
Die Verpflegung entlang der Strecke ist fantastisch. Im Durchschnitt alle 2 km gibt es Wasser, isotonische Getränke (alles in Mehrwegbechern, die jeweils in Körben etc. gesammelt werden), Apfelscheiben und Bananen, manchmal Striezel und gelegentlich für die Verwegenen ein Gläschen Wein. Zwei unausgelastete Trailläufer schieben über die gesamte Marathonstrecke zwei Scheibtruhen mit ein paar Weinflaschen vor sich hier – die beiden müssen öfter nicht nur Wein, sondern auch Bier tanken. Sie werden kurz nach mir ins Ziel kommen. Immer wieder komme ich mit dem einen oder anderen Läufer ins Gespräch. Am Ende des Feldes sind neben den Scheibtruhenläufern und mir noch eine Handvoll Männer und zwei weitere Frauen unterwegs. Die Strecke führt durch die herrliche Landschaft der Südsteiermark – „Riegel aufi, Riegel obi“.
Nach 2:40 Stunden erreiche ich die Halbmarathon-Marke und errechne eine Zielzeit von 5:20! Ich bin ungläubig, fast erschrocken. Bin ich zu schnell unterwegs? Doch Kilometer für Kilometer geht es weiter. Ich höre nun nicht mehr das Schlussfahrzeug hinter mir. Andere sind mittlerweile langsamer. Plötzlich überhole ich Halbmarathonläufer. Irgendwann liegt nur noch ein Viertel der Strecke vor mir. Anstiege und teilweise sehr steile Bergabphasen wechseln einander ab. Etwas nach mir wird der Viertelmarathon gestartet und ab sofort wird die Strecke belebter, da ich nun immer wieder von schnellen Läufer*innen überholt werde.
Helmut ist mittlerweile nach 2:09 Stunden in Ehrenhausen eingetroffen, Uli und Brigitte nach 2:40 Stunden – alle drei sind die Distanz „aus dem Stand“ ohne Vorbereitung gelaufen. Super!
Mein Durchschnittspace bleibt ziemlich konstant. Ich kann es nicht fassen. Und dann endlich die letzten 5 km, die nun ohne erhebliche Steigung leicht bergab nach Ehrenhausen führen. Es fühlt sich echt anstrengend an (zuhause werde ich feststellen, dass ich diese 5 km im Schnitt mit 6:00 gelaufen bin). Der Zieleinlauf in Ehrenhausen … Brigitte, Uli und Helmut stehen dort. Ich freue mich, sie zu sehen und zu hören! Es fühlt sich unfassbar an – der beste Marathon meines Lebens: über 1000 Höhenmeter, 5:20 Stunden, ununterbrochen Regen, zwei völlig identische Halbmarathonsplits – das Gefühl ist nicht zu beschreiben!
Im Zeltfest stillen wir dann Hunger und Durst und schwingen dann sogar das Tanzbein – „Die Old School Basterds“ heizen mit Rock’n’Roll den Gästen ordentlich ein und sorgen für kochende Stimmung im Zelt. Mit nun endgültig schmerzenden Beinen geht’s dann ins Bett … Mit Muskelkater in den Oberschenkeln erklimmen wir am Sonntagvormittag dann noch den Schlossberg von Ehrenhausen und den Hügel zum Wasserturm von Gamlitz, um noch ein letztes Mal über die unzähligen Hügel Richtung Laufstrecke zu blicken …