Gaby Bleier – Impressionen VCM 2022
Der Start bei einem Marathon ist immer wieder spannend. Ich muss mit heftiger Verkühlung und ohne Stimme an den Start gehen. Mein Vorsatz: auf den Körper achten und – wenn nötig – aussteigen, zurückhaltend starten. Mit „gezogener Handbremse“ den ersten Staffelabschnitt gelaufen, gutes Gefühl, tolle Stimmung – also weiter. Beim Halbmarathon immer noch fit, dank ausreichend Verpflegungs- und Wasserstellen genug Wasser, Isotonisches und Bananen bekommen, Nase, Kopf, Hals und Ohren beschwerdefrei – also weiter. Tja, dann werden langsam die mangelnden Kraftreserven nach drei Tagen Kampf gegen die Verkühlung bemerkbar. Es wird mühsamer. Etwas längere Gehpausen bei den Verpflegungsstationen und auch mal dazwischen – auch so lässt sich ein Marathon durchhalten. Das Bewusstsein, dass beim Stadion meine Kolleg*innen aus drei Staffeln auf mich warten würden, motiviert mich. Und tatsächlich: große Anfeuerung, viel Zuspruch – also weiter. Rund um mich zahlreiche Läuferinnen und Läufer, die ähnlich wie ich, mit der Strategie Go-and-run unterwegs sind. Ein Läufer aus Bonn sitz mit Krämpfen unter der Autobahnbrücke. Er nimmt dankbar meinen Magnesium-Stick an und beginnt wieder zu laufen. Nette Worte gewechselt. Im Prater viel Schatten, über uns schwarze Wolken, in der Ferne Donnergrollen. Auch das kann motivieren: nur nicht ins Gewitter kommen! Blick nach vorne Richtung Ring scheint der Himmel hell – also wieder etwas flotter weiter. Einsetzender Regen, schwere Tropfen – eher angenehm. Bei der Landstraße steht Harald und drückt mir eine Flasche Isostar in die Hand. So geht’s auf den Ring. Der Regen hört auf. Immer noch gute Stimmung an der Strecke und viel Anfeuerung. Auch als geborene Wienerin ist es beeindruckend, die letzten beiden Kilometer am Ring zu laufen. Eine Kollegin am Fahrbahnrand entdeckt mich und filmt meine schweren Beine. Der letzte Kilometer von der Oper zum Burgtheater. Nach über fünf Stunden über den blauen Teppich ins Ziel! Geschafft! Obwohl ich eine halbe Stunde länger als angestrebt gebraucht habe, bin ich dankbar, diesen Marathon nach dreieinhalb Jahren Pause geschafft zu haben, schmerzfrei, ohne Beschwerden im Training und Wettkampf – und ohne Muskelkater in den Tagen danach, ohne Probleme beim Stiegensteigen. Meine Stimme bekomme ich allerdings erst nach vier Tagen wieder zurück.
Schön, dass noch einige andere Laufclub-Freunde auf der Strecke unterwegs waren und andere am Streckenrand angefeuert haben!
Gaby